Kommunales Wohnungsbaugespräch des BZV in Freising
Am Abend des 12. November fand im Großen Sitzungssaal des Landratsamts Freising ein Kommunales Wohnungsbaugespräch statt. Unter dem Titel „Aktuelle Trends zum nachhaltigen Bauen“ kamen Vertreter aus Politik, Bauwirtschaft, Kommunalverwaltungen, Architektur, Banken und interessierte Gäste zusammen, um über die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsaussichten im Wohnungsbau zu sprechen.
Im Fokus: Einfaches, nachhaltiges und bezahlbares Bauen
Nach einer Eröffnungsrede des Freisinger Landrats Helmut Petz, in der dieser die Wichtigkeit des Klimaschutzes betonte und die großen Anstrengungen des Landkreises Freising beispielsweise im Sinne einer regionalen Energiewende darstellte, begrüßte Thomas Wöhrl als Vorstandsmitglied des Bayerischen Ziegelindustrieverbands die Teilnehmer und betonte nicht nur die wirtschaftliche, sondern auch die soziale Relevanz der aktuellen Wohnungsbaukrise. Die Herausforderungen durch gestiegene Baukosten und die anhaltende, vielfach ungedeckte Nachfrage nach Wohnraum wurden ebenso angesprochen wie Lösungsvorschläge für eine bezahlbare und nachhaltige Bauwirtschaft. „Wir müssen aufhören, die Standards immer weiter nach oben zu schrauben beziehungsweise sie in einigen Bereichen sogar wieder absenken. Zahlreiche Studien konnten belegen, dass beispielsweise bei der Energieeinsparung erhöhte Standards keinen substantiellen Mehrwert mehr bieten. Die Anforderungen und Auflagen insbesondere im technischen Bereich sind ein starker Kostentreiber. Außerdem brauchen wir mehr Anstrengungen beim Bürokratieabbau.“ so Thomas Wöhrl von der Wöhrl Ziegelwerk-Deckensysteme GmbH aus Wolfersdorf.
Der Obermeister der Bauinnung Erding-Freising Kreisrat Martin Reiter berichtete, dass sich die Lage des Baugewerbes seit Anfang 2023 kontinuierlich verschlechtert habe und eine Besserung nach wie vor nicht in Sicht sei. Im Sommer bewerteten mehr als die Hälfte der Bauunternehmen in Bayern ihre aktuelle Geschäftslage als schlecht. Nur 13 Prozent als gut. Reiter sprach sich unter anderem für attraktive Förderprogramme auf Bundesebene, die einfach zu beantragen sind aus und warb dafür, dass die Auswahl der Baustoffe nicht durch Förderprogramme oder kommunale Gremien vorgegeben werden sollte, sondern immer der am besten geeignetste und nachhaltigste Baustoffmix ausgewählt werden sollte. Außerdem appellierte er an ein noch stärkeres Engagement der Kommunen: „Mir ist bewusst, dass auch die Kassen der meisten Kommunen derzeit leer sind. Dennoch: Wo immer sich die Möglichkeit bietet, sollte in den sozialen und freien Wohnungsbau investiert werden oder bezahlbarer Baugrund insbesondere für junge Familien ausgewiesen werden.“
Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Professor Thomas Auer von der Technischen Universität München. Unter dem Titel „Einfach bauen!“ präsentierte er Ansätze für nachhaltiges Bauen, das auf reduzierten Standards und der Verwendung langlebiger Materialien basiert. Diese Ansätze wurden anhand von Praxisbeispielen erläutert, wie etwa Projekten mit reduzierter Technik und hoher Energieeffizienz. Professor Auers Forschungsgebiet ist der Bereich des klimagerechten Bauens. Hierbei wird die Energieeffizienz und gleichzeitig die Aufenthaltsqualität optimiert. Im Fokus der Forschung stehen die Energieeffizienz und deren Einfluss auf die gebaute Umwelt. Neben den drei Forschungshäusern in Bad Aibling, bei denen die Strategie „Einfach bauen“ streng umgesetzt wurde, stellte der Wissenschaftler auch eine Reihe von Schulbauten vor, bei denen er in Frage stellte, ob eine teure und technisch schwierig händelbare Belüftungsanlage immer nötig ist. Der Ziegel wurde in Herrn Prof. Auers Vortrag immer wieder sehr positiv dargestellt.
Im Anschluss stellten Andreas Bartl von der Landesbodenkreditanstalt Bayern (LaBo) und Doris Schmid-Hammer von der Regierung von Oberbayern das Kommunale Wohnraumförderprogramm (KommWFP) vor, welches Kommunen finanzielle Unterstützung für nachhaltige Projekte bietet.
Zum Abschluss sprach Moritz Strey, Klima- und Energiemanager des Landratsamts Freising, über die Integration von Nachhaltigkeitskriterien im Bauwesen und die Bedeutung klimabewusster Planung für die Zukunft. Er forderte eine verstärkte Zusammenarbeit und innovative Ansätze, um den Klimazielen gerecht zu werden.
Im anschließenden Get-together nutzten die Besucher die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen und sich weitergehend zu informieren.
Bildcredit: Tobias Grießer, Landratsamt Freising